ALKOHOLISMUS
Alkohol ist nach wie vor die am meisten verbreitete Droge Ihre potenzielle Gefährlichkeit liegt besonders in der allgemeinen gesellschaftlichen Akzeptanz. Viele Menschen sind längst abhängig, ohne es zu wissen, denn es gibt verschiedene Stufen und Grade der Abhängigkeit. Die Abgrenzung kann wegen der fließenden Übergänge oft schwierig sein. Die Krankheit entwickelt sich schleichend innerhalb von Jahren oder gar Jahrzehnten. Oft haben wir beim Thema Alkoholismus den klassischen „Bilderbuch-Alkoholiker“ vor Augen, der bereits morgens zu trinken beginnt, mit zittrigen Händen, und den ganzen Tag nicht wieder nüchtern wird. In Wirklichkeit beginnt die Alkoholkrankheit viel früher und kann viele schleichende Gesichter haben.
Alkoholkrank zu sein hat nichts mit dem gelegentlichen Genießen eines Glases Wein oder Bier zu tun. Das sei jedem gegönnt! Alkoholabhängig zu sein ist wahrlich kein Vergnügen, es ist eine Krankheit. Es gibt keinen Grund, das Problem zu bagatellisieren, außer für die, die selbst bereits auf die ein oder andere Weise abhängig sind. Und das trifft oft für viele Freunde, Kollegen, Ärzte und andere zu. Ich kenne Beispiele, wo einem eindeutig alkoholkranken Menschen von seinem Arzt versichert wurde, die Menge, die er trinke sei völlig normal, er solle sich keine Gedanken machen! Sie zweifeln daran? Nun, das ist Ihr gutes Recht.
Alkoholismus verursacht auf die Dauer schwerste körperliche und psychische Schäden – für jeden Betroffenen und dessen näheres Umfeld ein schlimmes Drama voller Leid. Daher ist es gut, eine beginnende Abhängigkeit möglichst früh zu erkennen und etwas dagegen zu unternehmen. Dazu soll diese Seite beitragen.
In folgenden Fällen sollten Sie sich über Ihr Trinkverhalten Gedanken machen:
- wenn Sie täglich Alkohol trinken
- wenn Sie häufiger exzessiv trinken (Sie wissen selber, was das ist, oder?) - Partys, Schützenfeste – einfach jeder willkommene Anlass oder auch für sich allein und ohne Anlass
- wenn Sie häufiger einen „Filmriss“ nach dem Trinken haben
- wenn es Ihnen schwer fällt aufzuhören, wenn Sie erst einmal ein erstes Glas getrunken haben
- wenn Sie bereits „Trinksysteme“ ausprobiert haben, weil Sie ihren Alkoholkonsum einschränken wollten
- wenn Sie schon häufiger ihre Arbeit nicht tun konnten, weil sie am Vorabend getrunken hatten
- wenn Sie regelmäßig oder häufiger tagsüber Alkohol trinken
Die Menge Alkohol, die unbedenklich (ohne körperliche Schäden zu verursachen!) täglich getrunken werden kann, ist individuell sehr unterschiedlich. Die Angaben über unschädliche Mengen Alkohol variieren je nach Quelle erheblich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt als Grenzwert folgendes an: etwa 1 Glas Bier (0,2 Liter), oder ein halbes Glas Wein, oder vergleichbare Mengen (7 Gramm reiner Alkohol). Frauen vertragen dabei üblicher Weise weniger als Männer. Dabei werden zusätzlich mindestens 1 bis 3 alkoholfreie Tage in der Woche empfohlen. Andere Studien setzen für Frauen 20 Gramm reinen Alkohol an (etwas mehr als ein halber Liter Bier oder ein viertel Liter Wein), für Männer 40 Gramm. Bedenken Sie, dass es bei diesen Mengen um mögliche körperliche Schäden geht und damit nichts über die Gefahr einer beginnenden Abhängigkeit ausgesagt ist!
Falls Sie sich bereits Gedanken darüber machen, ob Sie vielleicht zu viel trinken, und solche Grenzwerte brauchen, um sich zu orientieren, dann trinken Sie mit ziemlicher Sicherheit zu viel! Alles andere sind Ausreden! Verstehen Sie mich bitte richtig, das heißt dann noch nicht, dass Sie der Definition nach abhängig sind, aber: Wenn Alkohol zum Problem wird, dann ist Alkohol das Problem! Wenn Sie täglich Alkohol trinken, und können es nicht oder nur mit Mühe sein lassen, sind Sie abhängig!
Andererseits: Wenn Sie in einem so frühen Stadium auf das Problem stoßen und sich dessen bewusst werden: Herzlichen Glückwunsch! Sie haben die besten Chancen sich vor größerem Unheil zu schützen.
Missbrauch und Abhängigkeit
Es wird im Allgemeinen zwischen Missbrauch und Abhängigkeit unterschieden:
Als Missbrauch (schädlicher Gebrauch) bezeichnet man den übermäßigen Gebrauch einer Substanz (in unserem Falle Alkohol), oder der Gebrauch in einer nicht zweckentsprechenden Weise. Der Missbrauch führt zu körperlichem und seelischem Schaden, ohne dass bereits eine Abhängigkeit vorliegt.
Abhängigkeit ist gekennzeichnet durch ein übermächtiges Verlangen nach Alkohol. Alkohol zu trinken und zu beschaffen nimmt eine zunehmend größere Bedeutung an, als andere Dinge im Leben, die früher wichtiger waren. Der abhängige Mensch zeigt mit steigender Abhängigkeit ein zunehmend eingeengtes Verhaltensmuster (alles dreht sich irgendwann nur noch um Alkohol: ihn Beschaffen, ihn zu trinken, wieder nüchtern zu werden (falls überhaupt), das Trinken zu verheimlichen, zu bagatellisieren, und manches mehr).
Die Abhängigkeit geht in den meisten Fällen mit Kontrollverlust einher. Das heißt, der Kranke kann nicht mehr aufhören, sobald er das erste Glas getrunken hat. Da gibt es dann nur noch eines: grundsätzlich das erste Glas stehen lassen!
Auch körperliche Entzugserscheinungen gehören irgendwann zur Abhängigkeit (Schlafstörungen, Zittern, Schwitzen, Unruhe, Ängste, Depressionen).
Mit zunehmendem Alkoholkonsum kommt es zu einer Toleranzentwickung. Es wird immer mehr Alkohol benötigt, um den erwünschten Rauschzustand zu erreichen. Trotz Wissens um eine bereits vorhandene Schädigung des Betroffenen, wird das Mittel weiterhin konsumiert.
Definition von Alkoholabhängigkeit nach ICD 10
(Internationale Klassifikation psychischer Störungen - Auszug)
Die internationale Klassifikation "ICD 10" fasst die Definition von Abhängigkeit sehr gut zusammen:
- ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, psychotrope Substanzen (in unserem Fall Alkohol) zu konsumieren
- verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums
- ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums
- Nachweis einer Toleranz. Um die ursprünglich durch niedrigere Dosen erreichten Wirkungen hervorzurufen, sind zunehmend höhere Dosen erforderlich
- fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums
- anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen beim Betroffenen
Der Co-Alkoholiker
Der Begriff Co-Alkoholiker hat sich für die Lebensgefährten, Ehepartner, Eltern und ähnliche Personen verbreitet, die, meist unbewusst, durch ihr Verhalten die Abhängigkeit unterstützen. Dies kann geschehen, durch Wegschauen, nicht wahr haben wollen, Mitleid, Nachsicht, Vertuschen, Verheimlichen und so weiter. Das gut gemeinte Helfen vieler Angehöriger führt letzten Endes zu einer unnötigen Verlängerung der Sucht!
Nichts von all dem hilft dem alkoholkranken Menschen weiter. Er braucht eine klare Linie durch die Menschen die ihm nahe stehen. Sie sollten ihn konsequent zur Behandlung und zum Entzug motivieren, andernfalls Konsequenzen ankündigen und diese auch umsetzten!
Das ist nicht immer leicht. Ehrlichkeit und Offenheit sind verlangt. Und das ohne jede Moral! Niemand, der trinkt ist deswegen ein schlechter Mensch! Er ist krank, und nun liegt es in seiner Verantwortung, das zu tun was nötig ist: Ein Leben lang Tag für Tag ohne einen einzigen Schluck Alkohol.
Einen Trinker, der nicht aufhört, muss man verlassen! Da gibt es keine Ausnahme, so hart das klingt. Sonst unterstützt man ihn in seiner Sucht, ist eben ein so genannter Co-Alkoholiker.
Körperliche und psychische Schäden durch Alkohol
Die Liste der möglichen Schädigungen ist lang und endet für jeden der nicht aufhört mit einem vorzeitigen, häufig qualvollen Tod.
- Magen und Darmbeschwerden (Gastritis bis zum Magengeschwür)
- Bauchspeicheldrüse (akute und chronische Entzündungen)
- Kreislaufstörungen
- Leberschädigungen: Fettleber, Leberzirrhose, Hepatitis
- Nierenerkrankungen
- Herzmuskel Schädigungen
- Störung aller übrigen Muskeln
- Potenzstörungen bis zur Impotenz mit Hodenatrophie (Abbau der Hoden)
- Polyneuropathie: vielfältige Schädigungen des Nervensystems führen zu Taubheitsgefühlen, Hautmissempfindungen, Kribbeln, Krämpfen in den Beinen etc.
- Kleinhirn und Großhirnschädigung
- Alkoholtremor (Zittern)
- Delir (Delirium tremens) bei fortschreitendem Konsum
- epileptische Anfälle
- Depressionen
- Wesensänderungen, Einengung der Interessen, verminderte Konfliktfähigkeit bis Verlust des Arbeitsplatzes und Zerrüttung der Familie
- Suizid (Selbsttötung)
- Alkoholhalluzinose: vorwiegend akustische Halluzinationen – etwas hören, was nicht existiert, vorwiegend Stimmen, oft bedrohlich, oft mit Verfolgungswahn
- Eifersuchtswahn
- Demenz durch Gehirnabbau
- Korsakow-Syndrom: schwere Gehirnstörungen mit Störungen der Merkfähigkeit, Desorientierung und sinnlosem Faseln (Konfabulationen)
- Wernicke-Enzephalopathie: eine lebensbedrohliche Erkrankung mit schweren neurologischen und körperlichen Störungen (Auffassungs- und Gedächtnisstörungen, Desorientiertheit, Bewusstseinsstörungen, Erregungszustände)